TB Evoke – Spezialist für alle Fälle?
|Erst kürzlich habe ich hier den Reelbus von Toneboosters vorgestellt und schon dabei gesehen, dass für ein weiteres Plugin ein größeres Update ansteht. Am vergangen Montag war es dann soweit und TB Evoke V3 wurde veröffentlicht. TB Evoke sieht auf den ersten Blick wie ein erweiterter Channel Strip aus, verfolgt jedoch teilweise andere Ansätze als üblich. Ich habe ein paar Gesangssamples, Spuren und Songs durch den TB Evoke geschickt, um zu schauen, ob ich das Plugin eventuell gebrauchen kann.
TB Evoke V3
TB Evoke vereint gleich vier unterschiedliche Aufgabenbereiche unter der Haube aus denen deutlich wird, das Vocals am ehesten vom Plugin profitieren werden. Alle vier Einheiten sind in Reihe geschaltet und können separat aktiviert werden, was in der Praxis natürlich Sinn macht.Ein recht schnell agierendes Gate inklusive Hochpassfilter, welches normalerweise kaum große Einstellungen benötigt, da es auf Anhieb im Automatik Modus schon ziemlich gut funktionierte. Der Compressor hingegen benötigt selbstverständlich etwas mehr Feinschliff beim Eingangssignal und bietet daher ein paar Optionen mehr an. Glücklicherweise geht der Compressor ohne jegliche Klangverfärbung zu Werke und behandelt die Vocals neutral.
Sibilance ersetzt beim TB Evoke den DeEsser (reduziert Zischlaute bis auf ein Minimum ohne das Vocals dadurch unnatürlich klingen), welcher normalerweise in solchen Plugins zu finden ist. Sibilance funktioniert ähnlich wie ein DeEsser, ist hier aber wesentlich detaillierter einstellbar. Ich hatte allerdings meine Probleme, wirklich brauchbare Einstellungen auf Anhieb zu erzielen. Da ist wohl Erfahrung und Feingefühl gefragt aber die Ergebnisse klangen teilweise etwas seltsam.
Exciter
Xciter stellt einen Exciter dar, der dem Signal mittels hinzufügen von Obertönen mehr „Helligkeit“ verleihen soll. Wird oftmals dann verwendet, wenn ein dumpf klingendes Audio Signal, selbst mit einem Equalizer nicht verzerrungsfrei aufgewertet werden kann. Exciter sind schon immer ein wenig umstritten gewesen, da hier oftmals viel kaputt gemacht werden kann. Verschlimmbesserung ist da der treffendere Begriff. Den Xciter ganz am Ende zu schalten ist sicherlich keine schlechte Idee. Enthält beispielsweise eine Sprachaufnahme zu viele Zischlaute, kann diese zwar mittels Sibilance entschärft werden, verliert jedoch schnell den entsprechenden Höhenanteil. Dies kann mithilfe vom Xciter wieder ausgeglichen werden. Ich persönlich würde jedoch die Aufnahme nochmals wiederholen, sofern Zeit und Aufwand dies zulassen. Ein weiteres Beispiel aus der Praxis sind Audio Dateien, die ins MP3 Format konvertiert wurden und dabei zu viele Höhenanteile verloren haben. Liegt meistens am schlechten Codec aber mit einem Exciter kann hier ein wenig Abhilfe geschaffen werden. Das funktionierte sogar recht gut.
Gut für Podcaster und Hörspiel Produzenten
Ich habe den TB Evoke nicht nur auf Vocals ausprobiert, sondern auch auf diverse Loops, Gruppenspuren und einem fast fertigen Song. Ehrlich gesagt hat mich das Ergebnis nicht wirklich überzeugt, was sicherlich neben den Anwendungsszenarien auch an meinen begrenzten Fähigkeiten beim Mischen und Mastering liegt. Allerdings fiel mir auf Anhieb ein Bereich ein, bei der TB Evoke wirklich nützlich sein könnte. Für Produzenten von Hörspielen und Podcasts beispielsweise ist dieses Plugin sehr gut geeignet und natürlich auch bei Gesangsaufnahmen möglicherweise eine brauchbare Option.
Fazit
Ich halte TB Evoke für einen echten Spezialisten, ein Werkzeug oder die letzte Option, wenn Vocals nachträglich bearbeitet werden müssen. Dann sind jedoch erfahrene Ohren gefragt, alle anderen testen dieses Plugin besser vorher ausführlich (Demo Version auf der Webseite vom Hersteller). CPU Verbrauch, Haptik als auch Optik geben ebenfalls keinen Anlass zur Kritik, genau so wenig wie der Preis (PC und Mac – 19,95 Euro).